Die Tiefe der Gefühle erlaubt uns die volle Bandbreite des Lebens zu erfahren. Vom größten Schmerz bis zur Spitze der Freude. Durch die bewusste Auseinandersetzung mit allen angenehmen und allen unangenehmen Gefühlen, erlauben wir unser volles Sein.
BEWUSSTES FÜHLEN
An dem Punkt, an dem der Widerstand gegenüber einem schmerzlichen Prozess verschwindet, ermöglichen wir dem Leben in der Tiefe an uns zu arbeiten. Wir durchleben den Schmerz der Vergangenheit bewusst, fühlen jede aufkommende Emotion und lassen dadurch die Lebensenergie wieder freier fließen. Die Erlebnisse und Traumata von früher beginnen sich zu integrieren und ein Selbstheilungsprozess wird in Gang gesetzt. Bis zu diesem Punkt war es wichtig nicht zu viel zu denken, die Kontrolle loszulassen, alles bewusst zu fühlen und den Körper dabei möglichst zu entspannen.
Alles, was auftaucht ist das, was jetzt da ist. Das heißt, dass wir beim bewussten Fühlen aufhören eine Vorstellung davon zu haben, wohin die innere Reise geht. Selbst das Ziel der Besserung von irgendetwas darf in diesem Moment weichen und dem Platz geben, was vielleicht gerade nicht so angenehm ist. Erst durch diesen bedingungslosen Akt können die wahren Gefühle aus dem Schatten aufsteigen, sich zeigen und in eine transformierende Integration kommen. Alles, was man in diesem Moment zu „tun“ hat ist, mit den Gefühlen nichts zu machen, sie nicht zu verändern oder zu manipulieren, lediglich ganz bewusst tiefer zu atmen, sodass sie Raum bekommen und sich ausbreiten können.
BEWUSSTES VERSTEHEN
Im zweiten Schritt nehmen wir bewusst den Verstand dazu. Durch das Verstehen der Erlebnisse der Vergangenheit können wir unser heutiges Verhalten besser verstehen. Schmerzhafte Erfahrungen in der Vergangenheit haben dazu geführt, dass wir uns Überlebens-Reaktionsmuster aneignen mussten, um bestimmte Erfahrungen oder Lebensphasen körperlich, aber vor allem auch emotional zu überleben. Diese Muster haben Angst und Stress als Grundlage. Wenn das Muster unbewusst stattfindet, fließt unsere Lebensenergie nicht mehr frei, das Herz geht zu, wir atmen nicht mehr tief und reagieren wie ferngesteuert. Im Laufe der Zeit wurden einige dieser Überlebensmuster zur Gewohnheit und wir denken dann unbewusst, das Leben eben Stress bedeutet. Wir nehmen es unbewusst einfach hin und kreieren damit eine Überlebens-Identifikation. Ab diesem Punkt glauben wir „Ich bin eben so“ und haben unsere wahre freifließende liebende Natur vergessen.
Jede unbewusst gebildete Identifikation hat ihre Schmerzvermeidungsmuster, dazugehörige Kompensationen und Beziehungsdynamiken. Durch das Verstehen der Geschehnisse der Vergangenheit können wir nachvollziehen welche Identifikationen wir gebildet haben und wie sie in unserem aktuellen, jetzigen Leben ausspielen.
IM JETZIGEN LEBEN NEU AGIEREN
Nach den Schattenarbeitprozessen des bewussten Fühlens und des bewussten Verstehens folgt der Heilungsweg im Alltag. Der Körper fühlt sich nun freier, da die Lebensenergie wieder besser fließen kann und wir haben durch das Verständnis über unsere Überlebensmuster die Möglichkeit, uns selbst besser zu beobachten. Nun können wir in Lebenssituationen, die unangenehm oder schmerzhaft sind, innehalten um nicht mehr mit der alten Reaktion, den Moment emotional zu vermeiden. Dadurch kann unsere Lebensenergie weiterhin frei fließen und wir können es immer mehr schaffen unser Herz offen zu halten. Mit offenem Herzen können wir wiederum agieren, anstatt zu reagieren! Also eine auf Liebe basierende Entscheidung treffen um etwas in unserem Leben bewusst zu tun oder es bewusst sein zu lassen.
Echte Schattenarbeit ist nicht dafür da einfach nur in der Vergangenheit zu wühlen. Sie nutz die Vergangenheit um ein Bild zu bekommen, was jetzt eventuell immer noch das eigene Leben unschön bestimmt. Authentische Schattenprozesse stellen immer einen klaren Bezug zum aktuellen Leben her, um herauszufinden an welchen Punkten man wieder lernen darf, das Herz zu öffnen. Liebe möchte im täglichen Leben, im Körper, in der Partnerschaft, in der Familie und in allen anderen Facetten des Lebens erfahren werden. Und um das zu ermöglichen, dient uns Schattenarbeit.
ECHTE LEICHTIGKEIT WIRD IN DER SCHWERE GEBOREN
Irrtümlicherweise glauben viele Menschen auf dem spirituellen Weg, dass die Beschäftigung mit den eigenen Schatten nur Schwere erzeugt und man die Vergangenheit einfach abhaken kann. Doch jeder Versuch, die Vergangenheit durch hochschwingende Lichtarbeit „wegzumachen“, führt lediglich dazu, dass wir uns vom menschlichen Leben entfremden. Wir erschaffen eine Trennung zwischen unserem feinstofflichen Sein und unserem grobstofflichen Sein. Dadurch können wir zwar noch hochschwingende Empfindungen haben, jedoch bleibt uns die ganz irdische Liebe des Lebens verborgen. Zudem ist es nur eine Frage der Zeit bis uns die eigenen Schatten, aus einem hochschwingenden Zustand wieder in die Tiefe ziehen. Man hat also den freien Willen ob man gleich Schattenarbeit macht, während man lichtvoll seine Schwingung erhöht oder ob man die bewusste Arbeit mit dem alten Schmerz später gezwungenermaßen nachholt.
Wenn Schattenarbeit immer nur dazu führt, dass man schwer ist, dann weiß man, dass keine echte Schattenarbeit passiert. In diesem Fall spricht man vom „Versumpfen“. Es ist richtig, dass das bewusste Durchfühlen alter schmerzhafter Emotionen Schwere erzeugt. Und das ist auch gut so, denn genau diese Schwere hilft uns anzuhalten. Wir sind es zu sehr gewohnt in unserer Alltagsschnelligkeit die Energie oben zu halten. Dadurch sind unangenehme Gefühle nicht bewusst spürbar. Wenn wir diese Gefühle weiterhin durch Geschwindigkeit und sinnliche Betäubung unterdrücken, sucht sich die Energie eine andere Ebene um sich bemerkbar zu machen und wir werden depressiv, krank, neurotisch, unruhig, verletzen uns oder erfahren eine andere Art von Ungleichgewicht.
Doch an dem Punkt, an dem wir die Schwere der unangenehmen Gefühle bewusst zulassen, wird die Schwere zu einem Freund und führt uns durch das erste Tor des Heilungsprozesses. Nur in der Schwere können wir alles in seiner Ganzheit nachfühlen, was uns in Vergangenheit bedrückt hat bzw. was wir früher nicht fühlen konnten, weil es in dem Moment zu intensiv war. Wie weiter oben beschrieben kommt nach dem bewussten Fühlen, das bewusste Verstehen des Prozesses hinzu. Es ist jedes Mal ein Phänomen zu beobachten, wie sich die eigene Energie von selbst ändert, sobald wir alles gefühlt haben und verstehen wie die Vergangenheit uns im aktuellen Leben nach wie vor beeinflusst. Denn nun wechselt die Schwere von selbst zu einer neuen Leichtigkeit. Jedoch ist diese Art der Leichtigkeit Keine, die man krampfhaft erzwingen oder sich einreden muss, denn sie ist echt. Rückblickend merkt man, dass die Schwere nur die Grundlage bzw. der Nährboden für eine feinschwingende Leichtigkeit war und erkennt, dass beide gleichermaßen zwei geliebte Freunde sind, die miteinander im Menschen in Einklang kommen möchten.
Schattenarbeit ist also ein Selbstheilungsprozess, der zu einer emotionalen Freiheit führt und ermöglicht, die göttliche Liebe in seiner irdischen Form zu erfahren
Durch das bewusste Lenken unserer Aufmerksamkeit, können wir uns für unseren Lichtkörper öffnen. Um unsere Aufmerksamkeit in lichtvolle Bereiche zu führen, können wir verschiedene Methoden nutzen: Meditation, Yoga, Atemübungen, feinschwingende Zeremonien, Pflanzenmedizin, das Gebet, bewusste Naturverbindung, usw. Wir spüren plötzlich, dass wir mehr sind, als der Körper, unsere Emotionen und unsere Gedanken. Eine Realität hinter der Kulisse des menschlichen Lebens eröffnet sich. Ohne diese Verbindung zu unserem lichtvollen Sein, fühlen wir uns als Menschen nicht vollständig und erfahren keinen höheren göttlichen Sinn in unserem Leben. Unbewusst suchen wir dann vermehrt nach sinnlichen „Hochmomenten“ in der Materie. Mehr Essen, mehr Geld, mehr Sex, mehr Karriere, mehr Macht, mehr extrovertierte spirituelle Methoden, mehr Allesmögliche.... oder wir suchen all unser Glück in Beziehungen und hoffen das dadurch eine ganzheitliche Befriedigung stattfinden kann. So oder so ist es nur eine Frage der Zeit bis wir wieder an demselben Punkt ankommen, vor dem wir unbewusst versucht hatten wegzukommen: Eine Leere und Sinnlosigkeit, die wir einfach nicht abschütteln können. Nicht mit dem größten Rausch und auch nicht dem schönsten äußerlichen Erdenleben. Etwas wird immer fehlen, solange wir uns nicht bewusst für die eigene Feinstofflichkeit öffnen.
DAS GÖTTLICHE LICHT
Sobald wir durch bestimmte Erfahrungen das erste Mal mit unserem Licht in Berührung kommen, merken wir wie schön es ist Mensch zu sein. Wir sehen die Natur mit anderen Augen und spüren plötzlich, dass alles lebt. Man könnte auch vom sogenannten „Ersten Erwachen“ sprechen. Plötzlich wird eine ganz feine und zugleich sehr kraftvolle Energie spürbar. Eine intelligente Energie, die jedes Leben in materieller Form ermöglicht und eine sinnvolle Struktur, ähnlich eines Lichtgitters, durch alles was existiert aufgebaut hat. Eine göttliche Präsenz, die schon immer da war und auch immer da sein wird. Die Energie der Unendlichkeit in jedem lebendigen Wesen. Man kann sich diese Energie so vorstellen, dass sie wie ein goldener Faden aus der Unendlichkeit in die materielle Endlichkeit mündet und dort in Form gegossen dynamisch lebt. Das große all-eine Licht ist wie ein Pendel das im Raum der irdischen Dualität hin-und-her schwingt.
DIE HÖCHSTE SEHNSUCHT
Die Verbindung zu diesem Licht bedeutet für einen Menschen in erster Linie einen großen Vertrauensprozess, dass alles was man je erlebt hat und alles was in der Materie je erlebt wurde, genau so, göttlich ist und sein darf. Es ist der menschliche Urschmerz, der am göttlichen Lauf der Dinge zweifelt und sich dadurch von Gott abwendet. Durch die bewusste Auseinandersetzung mit unserem ureigenen Licht, dem goldenen Faden in die Unendlichkeit, erfahren wir das erste Mal, dass wir nicht alleine sind..... und es nie waren. In dieser machtvollen Lichtpräsenz liegt all der Sinn und all die bedingungslose Liebe, nach der wir uns seit jeher sehnen.
SINNHAFTIGKEIT
Darum ist es so wichtig durch spirituelle Prozesse und Methoden unsere Sinne wieder zu öffnen. Erst durch die Offenheit der Sinne können wir an unser feinstoffliches Dasein anknüpfen. Doch gibt es auch Menschen, die bereits mit sehr offenen Sinnen leben, ohne dass sie je etwas dafür getan haben. An dieser Stelle kommen wir zu einem unrühmlichen Fakt, der jedoch ein Geschenk mitbringt. Denn durch intensive Traumatisierungen können die Sinne unfreiwillig schnell geöffnet werden. Die Heftigkeit der Erlebnisse möchte natürlich im Laufe des Lebens einen Heilungsweg erfahren, doch haben diese Menschen dadurch wie „von Natur aus“ sehr offene Sinne. Sobald sich solch ein Menschen bewusst dem Göttlichen zuwendet, wird aus dem einstigen Fluch ein Segen.
DAS ERWACHEN
Letzten Endes dient jede spirituelle Methode dazu, eine sensiblere Wahrnehmung zu bekommen. Besonders durch körperliche Methoden können wir an die Grenze unseres irdischen Daseins gelangen, um einen Einblick in unser Licht zu erhalten. Gewissermaßen haben wir jedoch vor unserem Licht genauso sehr Angst wie vor unseren Schatten. Die Begegnung mit dem Licht in uns, konfrontiert vieles was wir früher einmal über das Leben gelernt haben! Wir dachten vielleicht, dass Leben hart ist und nur wer viel leistet etwas wert ist. Wir fühlten uns ungenügend und aufgrund früherer Erlebnisse vielleicht ungeliebt und nicht gewollt. Doch im Angesicht mit dem eigenen göttlichen Licht, können wir nicht mehr leugnen, dass jeder Mensch genau so richtig ist. Jeder Mensch ist geliebt und gewollt. Die Eins-Sein-Erfahrung in unserem Licht kann bewirken, dass wir den Glauben an Gott verlieren und diesen durch eine Gewissheit Gottes ersetzen.
Wenn diese Prozesse, jenseits unseres irdischen Daseins, in noch höhere Sphären gehen, gelangen wir in den Bereich der Einweihung. Wie ein großes Rückerinnern über die Zusammenhänge aller Dinge, kann in jedem Menschen ein einzigartiges Erwachen passieren, wie es nur bei diesem einen Menschen möglich ist. Obwohl es bei jedem gleich ist, ist es auch bei jedem ganz anders. Und genau das ist die Urnatur des Lichts, sie verbindet die Dualität durch die paradoxe Wahrheit des unendlichen Seins. Plötzlich verstehen wir jenseits des Verstandes, wodurch sich unser Bewusstsein ausdehnt. Ein verborgenes Wissen kehrt in uns zurück und wir erkennen wie von selbst an, dass alles auf der Erde und in der gesamten Schöpfung wie ein Wunder miteinander verbunden ist und in einem Einklang miteinander schwingt. Doch war dies zuvor, in der kleinen menschliche Gedankenhülle nicht sichtbar und nicht fühlbar. Im Zustand des Erwachens rücken trennende Gedanken in den Hintergrund und in unserem Bewusstsein werden ursprüngliche universelle Zusammenhänge wieder hergestellt. Wir erkennen unser kosmisches Erbe wieder an und wissen um die eigene Göttlichkeit, sowie die Göttlichkeit in Jedem und in allen Dingen. Oftmals ist nach lichtvollen Einweihungen eine Art friedvolle Leere, ein Lächeln und eine sehr kraftvolle Sanftheit im ganzen Sein spürbar. So als ob man nichts mehr tun müsste und sich selbst endlich die Erlaubnis geben kann, mit ganzem Herzen freiwillig im Leben teilzunehmen. Die Begegnung mit dem Licht und dem dazugehörigen Vertrauensprozess bewirken demnach auch, dass wir wieder ein klareres JA zum Leben selbst spüren. Einfach so, nicht mehr „wenn-dann“, sondern aus der universellen Liebe gegenüber der Schöpfung heraus.
Bewusstseinsausdehnung ist also ein Erwachensprozess, der die Sinne wieder öffnet und die universelle Liebe des menschlichen Seins wieder erfahrbar macht.
Ein wahrhaftiger spiritueller Weg besteht daher stehts aus dem Zusammenspiel von Schattenarbeit und lichtvoller Bewusstseinsausdehnung. Zu schnell passiert es, dass wir denken, dass nur die Zuwendung zum Licht, gleichbedeutend mit der Erfahrung von Gott wäre. Doch damit grenzen wir die Hälfte des Göttlichen aus und somit auch die Hälfte unserer eigenen Realität. Davon ausgehend, dass es nichts gibt, was nicht Gott ist, dürfen wir getrost auch das gesamte irdische Dasein als göttlich betrachten. Gott erfährt sich einerseits durch den Menschen als große lichtvolle Macht und zugleich in der menschlichen Kleinheit und Verletzlichkeit unserer weltlichen Themen. Immer wieder wechselt der innere Prozess und möchte, dass wir sowohl unsere vollkommene Größe anerkennen, genauso wie unsere unbeholfene Unfähigkeit. Dieser Prozess geht so lange hin und her, über etliche Erfahrungen in vielen Leben hinweg, bis wir uns nicht mehr aus Unsicherheit auf eine Seite festlegen. Es ist eine normale Überlebensreaktion sich an eine Sache anzuheften um sich sicher zu fühlen. Darum tendieren die einen Menschen mehr zum Licht und leugnen die Schatten und andere Menschen leugnen ihr Licht und arbeiten nur mit ihren Schatten. Der Weg der spirituellen Selbsterkenntnis bedeutet selbst diese Art der Kontrolle loszulassen und sich auf einen wechselnden Transformationsprozess zwischen Schatten und Licht einzulassen. Immer dann wenn wir glauben, wir könnten das Göttliche auf irgendeine Art festhalten, muss das Pendel in die andere Richtung gehen, um uns zu zeigen, dass nur die Verbindung unserer irdischen Liebe und unserer universellen Liebe eine ganze Erfahrung des göttlichen Seins ermöglicht. Für den Verstand ist dies oftmals nicht leicht anzuerkennen, da er gerne aus der Dualität flüchten möchte um nur noch „eins“ zu sein. Doch erst die Anerkennung Gottes in allen Dingen, egal wie feinstofflich, egal wie grobstofflich, bewirkt ein Ankommen in der Liebe des jetzigen Moments. Dann besteht kein Bedarf mehr den Moment festzuhalten, sei er noch so schön und voller gefühlter Liebe, denn unser Sein wurzelt so sehr in Gott, dass auch die empfundene Abwesenheit von Liebe, als Gott erfahren wird. Wir vertrauen dann in jedem Moment auf das Göttliche und Leben ein Leben ohne innere Ausgrenzung.
Und genau diese göttliche Liebe des jetzigen Moments nehmen wir dann mit, in die letzte große Einweihung des Lebens, das letzte große Geschenk: Der bewusste Tod, in Dankbarkeit.